Das Gürteltier ist Zootier des Jahres 2025
Artenschutz | 13. Januar 2025
Gut gepanzert und doch bedroht – Urzeitsäuger mit ungewisser Zukunft
Mit ihrem einzigartigen Knochenpanzer haben sie 60 Millionen Jahre Erdgeschichte überdauert, doch heute kämpfen viele Gürteltierarten um ihr Überleben. Die ‚Zootier des Jahres‘-Kampagne 2025 widmet sich dem Schutz dieser besonderen Säugetiere. Gemeinsam mit ihren Kampagnenpartnern und zoologischen Gärten setzt sich die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) für Gürteltiere ein.
Als Schirmherr der diesjährigen Artenschutzkampagne ließ es sich Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, nicht nehmen, für den Schutz dieser außergewöhnlichen, urzeitlichen Tiere zu werben. „Gürteltiere sind stille Botschafter des Artenschutzes. Diese faszinierenden Tiere haben es im Laufe ihrer Millionen Jahre dauernden Evolution immer wieder geschafft, sich anzupassen und zu überleben. Doch selbst diese kleinen Naturwunder sind verletzlich und mittlerweile zunehmend bedroht. Der Mensch greift viel zu stark in ihre Lebensräume ein und zerstört damit ihre Lebensgrundlage. Gürteltiere sind deshalb ein Sinnbild dafür, wie wichtig es ist, Naturschutz global zu denken und lokal zu handeln. Es ist unsere Aufgabe, ihren Lebensraum zu schützen und damit auch die Zukunft vieler anderer Arten zu sichern. Mein Dank geht an die Mitarbeitenden der Wilhelma, die mit ihrem Einsatz um das Gürteltier aktiv dazu beitragen, seine Zukunft zu sichern“, betonte Cem Özdemir.
Die Kampagne ‚Zootier des Jahres‘ rückt jedes Jahr eine Tiergruppe in den Fokus. So soll mediale Aufmerksamkeit generiert und gleichzeitig Spenden für wichtige Artenschutzarbeit akquiriert werden.
Im Fokus stehen dabei nicht zwingend einzelne Arten, sondern ganze Tiergruppen. So gibt es beispielsweise 23 Gürteltierarten, die alle in Süd- und Mittelamerika beheimatet sind. Gürteltiere sind die einzigen Säugetiere mit einem echten Knochenpanzer, der aber von einer Hornschicht überzogen ist. Dieser Panzer dient sowohl als Schutz vor Fressfeinden sowie als Schutz vor Erde und Substrat, da die meisten Arten sehr gut Graben und unterirdisch in Höhlen leben. Dieser Panzer lässt Gürteltiere auch sehr urtümlich erscheinen.
Im Zoo Dresden leben im Prof. Brandes-Haus Südliche Kugelgürteltiere, die im Bestand als potenziell gefährdet gelten. Unser Zuchtpaar Bu und Gurt hatte zuletzt am 01.10.2024 Nachwuchs, der etwa tischtennisballgroß zur Welt kommt und jetzt über 800 g wiegt. Mit einem Gewicht von etwa 1 kg verlassen die Nachwuchstiere den Zoo in eine andere Einrichtung und sollen dort dann selbst für Nachwuchs sorgen.
Gefährdung
Die Gefährdung der Arten liegt oft im Lebensraumverlust durch Landwirtschaft und Urbanisierung, dem Straßenverkehr aber auch durch Bejagung. Für den Großteil der Arten sind die Bestandsdaten veraltet und über Biologie und Lebensraumansprüche wenig bekannt. Die vielfach unterirdische Lebensweise der Gürteltiere in oft großen Revieren stellt eine Herausforderung zur Erforschung dieser Tiere und ihrer Populationsgrößen dar. Der Bedrohungsstatus einiger Gürteltierarten konnte in der Roten Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) daher nach wie vor nicht benannt werden, weil noch zu wenig über sie bekannt ist. Was jedoch feststeht: Die Zahl der Gürteltiere geht in den meisten Verbreitungsgebieten rapide zurück!
Zwei Schwerpunktprojekte im Zentrum der Kampagne
- In Brasilien vermittelt das Wild Animal Conservation Institute (ICAS) zwischen Imkern und Artenschützern zum Schutz der Riesengürteltiere.
Die geplanten Artenschutzmaßnahmen werden an die jeweiligen Bedürfnisse der Gürteltierarten angepasst. Riesengürteltiere, die mit bis zu 1,5 Metern Länge und bis 60 kg Gewicht, größten Vertreter, haben etwa eine große Schwäche für Bienenlarven. Diese wird ihnen zum Verhängnis, denn als Plünderer von Bienenstöcken werden sie intensiv bejagt oder vergiftet. Durch die fortschreitende Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes und damit ihrer Futterressourcen steigen die Übergriffe der Gürteltiere auf Bienenstöcke. Daher soll ihr Lebensraum verstärkt geschützt werden, fragmentierte Flächen verbunden werden und den Imkern werden „gürteltiersichere“ Bienenstöcke zur Verfügung gestellt. - In Kolumbiens Llanos-Region schützt die Fundación Omacha gleich fünf Gürteltierarten und bezieht die lokale Bevölkerung aktiv ein. In der Llanos Region Kolumbiens leben fünf verschiedene Gürteltierarten. Für ihren Schutz wird die Bevölkerung aktiv in das Projekt eingebunden, um so ihr Engagement für den Artenschutz zu erhöhen. Außerdem werden zusammen mit jungen Biologen und Studierenden neue Methoden entwickelt, um einen verlässlichen Überblick über die Bestände und Lebensraumansprüche der Gürteltiere zu erhalten.
Die Projekte in Brasilien und Kolumbien sollen daher neben Lebensraumschutz und Arbeit in lokalen Kommunen auch mehr über Populationsgrößen als auch Lebensraumansprüche herausfinden. Nur mit diesem Wissen kann konkreter Artenschutz nachhaltig umgesetzt werden.
Initiiert wurde die Kampagne von der Zoologischen Gesellschaft für Populations- und Artenschutz e.V. (ZGAP) und wird jedes Jahr mit der Gemeinschaft der Zooförderer e.V. (GdZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V. (DTG) und dem Verband der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) vorgestellt. Im Fokus stehen dabei Tiergruppen, die anders als Tiger, Orang-Utans oder Elefanten sonst eher wenig mediale Aufmerksamkeit bekommen.
Die Zootier des Jahres-Kampagne
Seit 2016 macht die Kampagne auf bedrohte Tierarten aufmerksam, die oft im Schatten anderer Tiere und damit weniger im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit stehen. Gemeinsam konnten bereits zahlreiche Erfolge erzielt werden. Etwa für Große Soldatenaras in Ecuador, Tigergeckos in Vietnam oder Java-Leoparden in Indonesien. Für alle ehemaligen ‚Zootier des Jahres‘ gilt: Die Schutzmaßnahmen werden über das Kampagnenjahr hinaus fortgesetzt und sichern den im Fokus stehenden Tierarten damit eine langfristige Unterstützung.
Wie auch in den vergangenen Jahren unterstützen wir die Kampagne als Platinförderer finanziell aus Einnahmen des Artenschutzeuros und werden im Verlauf des Jahres im Rahmen von Aktionstagen oder Veranstaltungen immer wieder über die einzigartigen Gürteltiere informieren.